Samstag, 16. August 2014

Landrover - Urs - am Baikalsee

In Irkutsk haben wir die Planung unserer nächsten Tage, welche wir am berühmten Baikalsee zu verbringen gedachten, in Angriff genommen. Schnell haben wir dabei festgestellt, dass die Distanzen rund um den See enorm sind, das ganze Gebiet strassentechnisch schlecht erschlossen ist und wir somit Prioritäten setzen muessen bei der Auswahl unserer Zieldestinationen. Unsere Entscheidung fiel schnell auf die Insel Olkhon, die einzige Insel im Baikalsee, welche auch bei russischen Touristen ein beliebtes Ferienziel ist.

Die vierstündige Fahrt durch den Nationalpark bis zur Fähre, welche auf die Insel Olkhon uebersetzt, führte durch wunderschöne Wälder und Wiesen, welche etwas an die Natur Nordamerikas erinnerte. Angekommen bei der Fähre reihten wir uns in die unserer Meinung nach nicht allzu lange Warteschlange für die zwanzigminütige Überfahrt zur Insel ein.

 

 

 
Die Zeit schritt voran, aber die wartenden Autos vor uns wurden einfach nicht weniger. Einerseits hatte die Fähre nur eine Kapazität von ca. 15 Fahrzeugen pro Überfahrt und andererseits hatten kleine Tourbusse sowie Einheimische der Insel Vorrang, sodass wir auch nach langer Wartezeit nicht viel weiter gekommen sind.

Nach 4.5 Stunden war es dann soweit und wir standen in der ersten Reihe bereit zur Auffahrt auf die Fähre. Ausgerechnet in diesem Moment hat uns Land Rover "Urs" aber gezeigt, dass er keine Freude hatte an der langen Warterei und hat das Starten des Motors verweigert! Sofort kamen die hinter uns stehenden, langsam etwas ungeduldigen Russen, schoben Urs beiseite, da wir die Auffahrt blockierten und den ohnehin schon langsamen Faehrbetrieb aufhielten. Durch Ueberbruecken von unserer Reservebatterie haben wir es dann geschafft, das Auto doch noch zu starten und konnten erfolgreich auf die Faehre auffahren.

Am anderen Ufer angelangt verweigerte der Anlasser aber dann definitiv seinen Dienst, so dass uns ein netter russischer Mitpassagier rückwärts mit dem Abschleppseil von der Fähre ziehen musste! Dank der Hilfe von einheimischen Inselbewohnern, brachten wir Urs durch erneutes Ueberbruecken wieder zum Laufen und unserer Weiterfahrt über die Schotterpiste zum Hauptoertchen der Insel stand nichts mehr im Wege. Wir fanden einen schönen Platz direkt am Sandstrand, um unser Dachzelt aufzuschlagen und konnten uns bei einem kuehlen Bier von den Strapazen der Reise auf die Insel erholen.

 
 
 


 
Am nächsten Tag haben wir ausführlich die schöne Umgebung erkundet, den berühmten Schamanenfelsen der Insel besichtigt (der Fels gilt bei den Russen als Kraftort) und haben sogar ein  Bad genommen im Baikalsee, was aufgrund des kalten Wassers vor allem Sabine etwas Überwindung gekostet hat :-)

 
 


 

Auf unserem Camping-Platz haben wir auch die ersten Schweizer unserer Reise getroffen: Manuela und Philipp aus Zürich, welche seit 14 Monaten mit ihren Velos auf Weltreise sind!! Dies gab natürlich interessanten Gesprächsstoff und wir haben zahlreiche wertvolle Reisetipps erhalten.

Beim gemütlichen Zusammensitzen nach dem Abendessen mit Manuela und Philipp tauchten plötzlich drei etwas finster aussehende Männer in traditioneller russischer Freizeitkleidung, dem Tarnanzug, auf. Die drei stellten sich als Land Rover Fans heraus und haben unseren "Urs" inklusive einer Begehung des Dachzeltes ausgiebig inspiziert! Immer mehr ihrer Kollegen stiessen bei der Besichtigung dazu und es fiel mehrmals der Kommentar "Land Rover super"! Die Begeisterung war so gross, dass wir kurz darauf zu Fischsuppe und selbstgebranntem russischen Schnaps eingeladen wurden. Der Anfuehrer der Gruppe, er hiess Alex, ist der Besitzer einer Wurstwaren-Fabrik im Ural-Gebiet und war mit seinen Kollegen, die auch alle bei ihm in der Fabrik arbeiten, auf Firmenausflug am Baikalsee. Obwohl wir bereits gegessen hatten, langten wir kräftig zu, degustierten Alex' Wurst und versuchten, uns mit einem Gemisch aus Russisch, Deutsch, Englisch und Zeichensprache zu verständigen. Wir waren beeindruckt von der sehr aufmerksamen, zuvorkommenden und aeusserst gastfreundlichn Art dieser Leute, welche wir erst vor einigen Minuten kennen gelernt hatten!

Auch Schnapps wurde selbstverstaendlich in grosszuegigen Mengen dargeboten - immer nach der Devise "mehr ist besser" und niemals bei einer geraden Anzahl an Glaesern zu trinken aufhoeren.

 

 
 

Nach unzaehligen Malen Anstossen, lustigen Gespraechen, dem Anschauen von Land Rover Videos auf dem Handy (einige Mitglieder der Gruppe waren selber im Besitz eines Land Rovers) und ausgeruestet mit einem grossen Sack voller Geschenke (Wurst, Speck, Fruechte und selbstgemachtes Brot) kehrten wir zu spaeter Stunde zu "Urs" zurueck.

 

Mit diesem Erlebnis verabschieden wir uns am naechsten Morgen von der Insel Olkhon und fuhren weiter den Ufern des Baikalsees entlang in Richtung Ulan-Ude. Aufgund des sintflutartigen Dauerregens entschieden wir uns fuer einmal gegen die Uebernachtung im Zelt und fuer ein Hotelbett.

 

Im naechsten Blogeintrag werden wir vom Grenzuebertritt sowie von unseren ersten Tagen in der Mongolei berichten.

Montag, 11. August 2014

Die ersten 1000 Kilometer - von Krasnoyarsk nach Irkutsk

Bevor wir den Weg nach Irkutsk in Angriff nehmen konnten, galt es einige Vorbereitungen zu treffen. Zuerst stand der Kauf eines neuen Kuehlschranks fuer Landy Urs auf dem Programm, da der alte gerade bei der Uebergabe den Geist aufgegeben hatte. Da eine Reise ins Gruene ohne Grillgut und kuehles Bier nur halb soviel Spass macht, suchten wir den lokalen Media Markt in Krasnoyarsk auf und verliessen diesen wenig spaeter mit einem brandneuen Kuehlschrank.

Anschliessend kauften wir in einem Supermarkt allen moeglichen Proviant fuer unterwegs ein. Die Auswahl war vielfaeltig, neben russischen gab es auch diverse europaeische Produkte zu kaufen. Unser Favorit: eine Butter namens "Danke Anke". Mit Abstand am beeindruckendsten war aber die Auswahl an verschiedenen Vodkas (das sind wirklich alles Vodka-Flaschen im Regal...):



Nach den erfolgreichen Einkaeufen wagten wir uns also auf die Strasse nach Irkutsk. Die Eindruecke der ersten Tage waren vielfaeltig, in Erinnerung bleiben insbesondere:

     Die Landschaft: Links und rechts der Strasse sahen wir Wald, Wald und nochmals Wald. Zwischendurch allerdings wurde der Blick frei auf schoene Blumenwiesen oder goldene Getreidefelder, um dann aber bald wieder den Baeumen Platz zu machen. Menschliche Siedlungen waren rar, und wenn dann handelte es sich meist um kleine Doerfer mit einer Vielzahl von Holzhaeuschen.
     Der Verkehr: Wenn auch nicht so chaotisch wie beispielsweise in Indien, verlangt der Verkehr vollste Konzentration. Ueberholt wird links und rechts, die Verkehrsteilnehmer sind unterschiedlich schnell und nicht selten kommt man an einer Unfallstelle vorbei, wo zwei oder mehrere Autos ineinander gefahren sind. Wir sind gluecklicherweise ohne brenzlige Situationen durchgekommen.
     Die Sprache: Obwohl nicht anders erwartet, ist es eine grosse Ausnahme, wenn jemand englisch oder deutsch spricht. Wir haben versucht, uns ein paar Woerter des Alltags zu merken - sonst geht es halt meist mit Zeigen oder dem Hervorkramen des Phrasenbuchs. Mit der Zeit ergibt sich auch eine gewisse Routine: So sorgt Sabine mittlerweile mit einer Mischung aus russischem Gruss, Zeigen auf die Zapfsaeule und Niederschreiben der gewuenschten Benzinmenge gekonnt dafuer, dass wir mit der richtigen Sorte und einer ausreichenden Menge von Benzin unterwegs sind (den Teams vor uns sei fuer die guten Tipps gedankt).

Das Wetter der ersten Tage war wechselhaft, Sonnenstunden wechselten sich mit teilweise starken Niederschlaegn ab. Auf der Strasse kamen wir gut voran, auch wenn die teilweise sehr grossen Schlagloecher sowie einzelne nicht asphaltierte Abschnitte teilweise nur langsames Fahren zuliessen.





Eine weitere Eigenschaft der Strecke nach Irkutsk bestand darin, dass es fast nicht moeglich war, die Strasse quer durch den sibirischen Wald zu verlassen. Zwar zweigten ab und zu Spuren ab, aufgrund des heftigen Regens die Tage zuvor waren diese aber jeweils sehr schlammig. Zwar meisterte Urs saemtliche Matschstellen ohne Murren, aber das Finden einer geeigneten Campingstelle gestaltete sich schwierig.

Am ersten Abend fanden wir schliesslich auf einer abgelegenen Wiese einen Platz zum Uebernachten. Die Vielzahl von Stechmuecken und die fortgeschrittene Zeit bewogen uns allerdings dazu, nur etwas Kleines im Auto zu essen und bald schlafen zu gehen. Besser lief es am Tag danach, als wir am Rande eines Flusses einen geeigneten Rastplatz fanden und den Abend bei russischem Bier und Grill genossen.



Nach ueber 1000 Kilometern erreichten wir schliesslich Irkutsk. Die Stadt machte uns einen angenehmen Eindruck, die schoenen Gebaeude der Altstadt sowie die Passagen entlang des Flusses Angara gefielen uns gut. Wir liessen den Tag mit etwas Sightseeing sowie einem netten Essen in der "Design Bar" ausklingen.


Im naechsten Blogeintrag: Baikalsee und Insel Olkhon

Sonntag, 3. August 2014

Team 4 meldet sich zu Dienst

Bei unserer Ankunft in Krasnoyarsk wurden wir von Karin und Stephan, Team 3 der Land Rover Tour, abgeholt. Nach einer Dusche und einer Staerkung im Hotel machten wir uns an die Inspektion mit anschliessender Uebergabe von Landy "Urs".




Nach getaner Arbeit erfolgte die feierliche Uebergabe von Autoschluessel, Logbuch und weiteren Dokumenten:


Es folgte das wohlverdiente und sehr schmackhafte Abschiedsessen fuer Karin und Stephan bzw. Willkommensessen fuer uns:


Wir wuenschen Karin und Stephan eine gute Heimreise. Nach einem reichhaltigen Fruehstueck machen wir uns nun auf zum Media Markt in Krasnoyarsk, um einen Ersatz fuer den defekten Bordkuehlschrank aufzutreiben. Danach werden wir mit dem Land Rover in Richtung Baikalsee aufbrechen...