Die vierstündige Fahrt durch den Nationalpark bis zur Fähre,
welche auf die Insel Olkhon uebersetzt, führte durch wunderschöne Wälder und
Wiesen, welche etwas an die Natur Nordamerikas erinnerte. Angekommen bei der
Fähre reihten wir uns in die unserer Meinung nach nicht allzu lange
Warteschlange für die zwanzigminütige Überfahrt zur Insel ein.
Die Zeit schritt voran, aber die wartenden Autos vor uns
wurden einfach nicht weniger. Einerseits hatte die Fähre nur eine Kapazität von
ca. 15 Fahrzeugen pro Überfahrt und andererseits hatten kleine Tourbusse sowie
Einheimische der Insel Vorrang, sodass wir auch nach langer Wartezeit nicht
viel weiter gekommen sind.
Nach 4.5 Stunden war es dann soweit und wir standen in der ersten
Reihe bereit zur Auffahrt auf die Fähre. Ausgerechnet in diesem Moment hat uns
Land Rover "Urs" aber gezeigt, dass er keine Freude hatte an der
langen Warterei und hat das Starten des Motors verweigert! Sofort kamen die
hinter uns stehenden, langsam etwas ungeduldigen Russen, schoben Urs beiseite,
da wir die Auffahrt blockierten und den ohnehin schon langsamen Faehrbetrieb
aufhielten. Durch Ueberbruecken von unserer Reservebatterie haben wir es dann
geschafft, das Auto doch noch zu starten und konnten erfolgreich auf die Faehre
auffahren.
Am anderen Ufer angelangt verweigerte der Anlasser aber dann
definitiv seinen Dienst, so dass uns ein netter russischer Mitpassagier
rückwärts mit dem Abschleppseil von der Fähre ziehen musste! Dank der Hilfe von
einheimischen Inselbewohnern, brachten wir Urs durch erneutes Ueberbruecken
wieder zum Laufen und unserer Weiterfahrt über die Schotterpiste zum
Hauptoertchen der Insel stand nichts mehr im Wege. Wir fanden einen schönen
Platz direkt am Sandstrand, um unser Dachzelt aufzuschlagen und konnten uns bei
einem kuehlen Bier von den Strapazen der Reise auf die Insel erholen.
Am nächsten Tag haben wir ausführlich die schöne Umgebung
erkundet, den berühmten Schamanenfelsen der Insel besichtigt (der Fels gilt bei
den Russen als Kraftort) und haben sogar ein
Bad genommen im Baikalsee, was aufgrund des kalten Wassers vor allem
Sabine etwas Überwindung gekostet hat :-)
Auf unserem Camping-Platz haben wir auch die ersten
Schweizer unserer Reise getroffen: Manuela und Philipp aus Zürich, welche seit
14 Monaten mit ihren Velos auf Weltreise sind!! Dies gab natürlich
interessanten Gesprächsstoff und wir haben zahlreiche wertvolle Reisetipps
erhalten.
Beim gemütlichen Zusammensitzen nach dem Abendessen mit
Manuela und Philipp tauchten plötzlich drei etwas finster aussehende Männer in
traditioneller russischer Freizeitkleidung, dem Tarnanzug, auf. Die drei stellten
sich als Land Rover Fans heraus und haben unseren "Urs" inklusive
einer Begehung des Dachzeltes ausgiebig inspiziert! Immer mehr ihrer Kollegen
stiessen bei der Besichtigung dazu und es fiel mehrmals der Kommentar
"Land Rover super"! Die Begeisterung war so gross, dass wir kurz
darauf zu Fischsuppe und selbstgebranntem russischen Schnaps eingeladen wurden.
Der Anfuehrer der Gruppe, er hiess Alex, ist der Besitzer einer
Wurstwaren-Fabrik im Ural-Gebiet und war mit seinen Kollegen, die auch alle bei
ihm in der Fabrik arbeiten, auf Firmenausflug am Baikalsee. Obwohl wir bereits
gegessen hatten, langten wir kräftig zu, degustierten Alex' Wurst und
versuchten, uns mit einem Gemisch aus Russisch, Deutsch, Englisch und
Zeichensprache zu verständigen. Wir waren beeindruckt von der sehr
aufmerksamen, zuvorkommenden und aeusserst gastfreundlichn Art dieser Leute,
welche wir erst vor einigen Minuten kennen gelernt hatten!
Auch Schnapps wurde selbstverstaendlich in grosszuegigen
Mengen dargeboten - immer nach der Devise "mehr ist besser" und
niemals bei einer geraden Anzahl an Glaesern zu trinken aufhoeren.
Nach unzaehligen Malen Anstossen, lustigen Gespraechen, dem
Anschauen von Land Rover Videos auf dem Handy (einige Mitglieder der Gruppe waren
selber im Besitz eines Land Rovers) und ausgeruestet mit einem grossen Sack
voller Geschenke (Wurst, Speck, Fruechte und selbstgemachtes Brot) kehrten wir
zu spaeter Stunde zu "Urs" zurueck.
Mit diesem Erlebnis verabschieden wir uns am naechsten Morgen
von der Insel Olkhon und fuhren weiter den Ufern des Baikalsees entlang in
Richtung Ulan-Ude. Aufgund des sintflutartigen Dauerregens entschieden wir uns
fuer einmal gegen die Uebernachtung im Zelt und fuer ein Hotelbett.
Im naechsten Blogeintrag werden wir vom Grenzuebertritt
sowie von unseren ersten Tagen in der Mongolei berichten.