Donnerstag, 18. September 2014

Letzte Etappe, letzter Bericht

Nach einem echt mongolischen Abend in Mandalgobi führte uns die Reise zurück nach Ulaanbaatar. Ehe wir uns zu russischen Grenze aufmachten, wollten wir dort noch eine Land Rover Garage aufsuchen, denn die vielen Kilometer Holperpiste hatten dem Auspuff zugesetzt und Urs röhrte zunehmend wie ein Traktor. Die Garage war nach einigem herumirren Gefunden - immerhin war Urs mit Sabine und Tobi ja schon einmal dort gewesen.

 

Wir hatten Glück und konnten Urs kurz nach Feierabend noch auf die Hebebühne fahren. 20 Minuten später schnurrte er wieder in gewohnter Lautstärke und sogar ein kleiner Service war gemacht - wie sich herausstellen sollte alles gratis, als selbstverständliche Serviceleistung. Hut ab! Wir bedankten uns mit Schokolade from Switzerland.

 
Gut ausgeschlafen zogen wir nächsten Tags los in Richtung Grenze. Da selbst Ulaanbaatar über keine Wegweiser verfügt, hielten wir unserem Gefühl folgend auf einer Strasse Richtung Norden, die uns vielversprechend erschien. Sie endete in einer zunehmend schmaler werdenden Schotterpiste. Doch wo eine Jurte ist, ist auch ein Weg und so fragten wir uns bis zur Asphaltierten Strasse durch. Diesmal führte uns einer der Hirten sogar mit seinem Wagen bis zur richtigen Kreuzung. Wir verdankten die freundliche Hilfe wieder einmal mit Schweizer Schoggi...und siehe da, im Gegenzug gabs eine 1,5 Liter Flasche Stutenmilch! Natürlich musste davon sofort ein Freundschaftsschluck getrunken werden (in unserem Fall "genippt"; Augen zu, keine Miene verziehen und durch). Die Flasche finden wir leider nicht mehr :-)

 
Knapp vor der Grenze gönnten wir uns eine letzte Zeltübernachtung in der Mongolei - wiebis dato immer unter strahlendem Sternenhimmel.
 
 

Die Zoll-Prozedur am nächsten Tag dauerte 5 Stunden. Auch in unserem Fall wurde Urs von den freundlichen russischen Zöllnern zum Röntgen geschickt. Einige Stempel später waren wir durch und auf dem Weg in die Taiga.


 
 

 
 
Es folgten noch zwei Zeltübernachtungen in Russland, ehe wir das eher provinzielle Städtchen Chita erreichten. Danach wurde das Wetter weniger gut und die sumpfige Landschaft eignete sich weniger zum Campen.

 
So beschlossen wir, die vor uns liegenden 2'800 km nach Vladivostok in grösseren Etappen zu absolvieren und zwischendurch in Hotels und Motels zu nächtigen. Auch das brachte uns der russischen Seele näher. In Skovorodino diente die Motorhaube von Urs unseren neuen russischen Bekannten und uns als Wodka-Theke, während im eher einfachen Hotelrestaurant ein typisch russischer Polterabend seinen Lauf nahm. In Blagovescensk erlebten wir in einem lokalen "Club" eine russische Hochzeitsparty und sahen auf der anderen Seite des Amur die Lichter Chinas. In Chabarovsk nahmen wir uns zwei Tage Zeit zum Sightseeing. Dann, nach genau 95 Tagen und 3 Stunden, bzw. 20'944 km war Urs am Ziel: Vladivostok!
 

Wir gönnten uns einen Tag Sightseeing in Vladivostok und liessen uns selbstverständlich auch ein Bad im Pazifik nicht nehmen. Danach kümmerten wir uns um die grosse Überfahrt von Urs nach USA. Nach einigen Telefonaten, Unklarheiten, fehlenden Frachtcontainern etc. konnten wir Urs schliesslich im Hafen abliefern. Er steht nun in einem Terminal zur Reise über den Pazifik bereit und freut sich auf neue Abenteuer!

 
 
 
 


Die Tage in Vladiwostok führten dazu, dass wir die Stadt immer mehr kennen- und auch ein wenig lieben lernten. Schliesslich war es seit sehr langem unser Ziel und wir alle haben, um dies zu erreichen, so manche Herausforderung gemeistert!

In Land Rover Urs fanden wir einen treuen, zuverlässigen Begleiter! Eine perfekte, sympathische und grundehrliche "Reisemaschine", Urs, unsere bewährte "Taigatrommel"!


Freitag, 12. September 2014

Letzte Etappe, 3. Bericht

Die erste Übernachtung in der Gobi war wunderbar, nicht zu kalt und selbstverständlich trocken. Ein gutes Gefühl am Morgen barfuss von der Dachzeltleiter in den Wüstensand schreiten zu können.





Schnell gings weiter. Auf der Karte war bald eine Ortschaft verzeichnet, doch sie kam nicht. Auch die Nachfrage bei einem Ziegenhirten gab wenig Klärung... Er erfreute sich aber an der kühlen Cola aus unserem Kühlschrank. Was blieb ausser weiterfahren?

Bald waren wir sicher, das Dörfchen übersehen zu haben, auch wenn uns eine deutsche Reisegruppe mit Fahrer in einem alten russischen Kleinbuss versicherte, von genau dort gekommen zu sein.

In der Zwischenzeit türmte sich zu unserer Linken ein riesiges, nicht enden wollendes Dünenband auf. Das mussten sie sein; die gesuchten Wanderdünen von Khongoryn Els welche sich auf einer Länge von 120 km erstrecken.








Gemäss Karte sollte es aus dem Tal heraus je einen Übergang nach Norden und Süden geben. Norden wäre unser Ziel gewesen. Doch wie den Weg finden? Auch die Suche vom Landydach mit dem Feldstecher brachte nichts. Da plötzlich in der Ferne eine Staubfahne: ein Auto! Wir hielten darauf zu und probierten der mongolischen Familie unser Problem zu schildern. Sie schienen keinen Weg nach Norden zu kennen und wir liessen sie weiterfahren. Wir taten selbiges - immer der Nase nach.

Der Zufall wollte es, dass wir wieder dieselbe mongolische Familie antrafen. Ihr Landcruiser steckte im Sand fest und wir hatten Mühe nicht auch stecken zu bleiben. Von sicherem Boden aus liefen wir zurück, boten unsere Hilfe an. Doch der Vater schien wenig besorgt (immerhin war die Frau hochschwanger!) und installierte seelenruhig die Achssperre an seinem Wagen. Kurze Zeit später war der Toyota wieder flott.

Erneut kamen wir ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass sie südlich das grosse Tal verlassen wollten. Wir mussten nicht überlegen und baten darum, hinterherfahren zu dürfen.

Wir hielten uns bis dahin für gut gereifte offroad-Fahrer, merkten aber bald, dass wir in der Mongolei gemessen am Können der Einheimischen blutige Anfänger waren. Er jagte uns über weite Flächen und fuhr oft IN einem alten Flussbett.... Und plötzlich war überall nur noch Sand: der Weg ging mitten durch die Dünen. Jetzt bloss nichts falsch machen. Der Wiederstand des tiefen Sandes war riesig und bald wurde der Motor heiss. Das Reduktionsgetriebe half wieder einmal weiter.

Nach etwa einer Stunde Verfolgungsjagd (gefühlte 7 h!) hielt die Familie an. In der ferne 2 Jurten. Hier wohnten sie. Wir überreichten ein Schweizer Taschenmesser und bedankten uns aufs herzlichste.

Den Rest schafften wir wieder indem wir bei Unsicherheiten erneut bei den häufig auftauchenden Jurten nach dem Weg fragten.

Die Halterung des Reserverades hatte unsere Ralley durch die Dünen nicht überstanden. Das Reserverad ist seither im Wageninnern.

Am Abend wurden wir mit einem wunderschönen Lagerplatz auf einer Passhöhe auf ca. 1500 m.ü.m. belohnt.







Am nächsten Tag gings zurück nach Norden, wo wir in Mandalgobi ein günstiges Hotel nahmen.

Es war schon spät und wir wollten was essen gehen. In der Lobby wurden wir sogleich von einem englischsprechenden Mongolen zum Businessdinner eingeladen. Auch zwei Koreaner waren dabei und wir genossen die Gastfreunschaft und die guten Spezialitäten. Leider gehörte dazu auch die reichlich eingeschenkte vergorene Stutenmilch. Bei aller Freunschaft und allem Respekt: dies liess sich nicht trinken (auf jeden Fall nicht über ein respektvolles nippen an der von Mongolen heiss gelieben Spezialität hinaus); auch mit mongolischem Wodka nicht. Unmöglich! Nie mehr (dachten wir)!




Donnerstag, 4. September 2014

Letzte Etappe, 2. Bericht

Wir verliessen Ulanbator in Richtung Süden, nachdem unsere Vorräte, insbesondere Wasser und Benzin aufgestockt waren.








Die Strasse zeigte sich grösstenteils asphaltiert, wenn auch mit heftigen Schlaglöchern versehen. Wir kamen gut voran und erreichten Mandalgobi, eine kleine Stadt inmitten der Mongolei auf halbem Weg in Richtung Wüste Gobi gelegen.

Wir campierten im Nichts, kochten bzw grillierten und genossen unsere erste fast-Wüstennacht sowie den unglaublichen Sternenhimmel.









Am nächsten Tag erreichten wir mühelos Dalandzadgad wo erneut die Vorräte aufgefüllt wurden. Unterwegs wurde die Landschaft immer karger, wüstiger - dafür wurden wir mit Kamelen und abenteuerlichen Pisten belohnt. Da die Wüstenschiffe nicht von der Strasse weichen wollten und weiter aus einer schlammigen Pfütze ihre Höcker füllten, taten wir es ihnen gleich - trinkpause mit Kamelen. Landy Urs meisterte alles perfekt, wenn uns auch ein kleiner Schreckmoment nicht erspart blieb: der Motor stellte bei einem Fotostop unvermittelt ab - das von der Holperpiste lose gewordene Batteriekabel war jedoch schnell gefunden und ebenso schnell wieder an der Starterbatterie montiert.











Wir verliessen Dalandzadgad noch am selben Abend - Westwärts in die Berge mit dem Ziel Wüste/Khongoryn Els (markante Wanderdünen).

Erst viel später merkten wir, dass wir einen falschen Weg eingeschlagen hatten. Doch der etwas beschwerlichere Weg über statt um die Berge lohnte sich durchaus und unser "Navigationsgerät" (=sich von Jurte zu Jurte durchfragen) gab uns Sicherheit. Wir campierten in einem schönen Tal mit wilden Pferden.



Weiter gings und nun merkten wir, dass wir den falschen bzw längeren Bergübergang erwischt hatten. Nach einigen Korrekturen und Zusatzkilometern, stets auf tollsten Offroadpisten (erstmaliger Einsatz des Reduktionsgetriebes!) erreichten wir Bayandalai, wo es wieder Wasser, Essen und Benzin gab (letzteres war besonders wichtig, da auf diesen Pisten und mit dem nur 92-Octan-Benzin Landy Urs sich gut und gern auch mal 30 Liter genehmigte).


Wir verliessen Bayandalay sofort wieder, weiter westwärts, froh wieder auf Kurs zu sein. Wir fanden einen sensationellen Übernachtungsplatz im Sand dieses unendlich weiten Tals.